Probiotika und pflanzliche Lebensmittel als präventive Wirkstoffe bei Harnwegsinfektionen

Veröffentlicht am 11. März 2025 | Saraiva A et al.
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Harnwegsinfektionen (HWI) betreffen weltweit Millionen von Menschen – besonders häufig Frauen. Meistens werden sie durch Bakterien wie Escherichia coli verursacht. Normalerweise werden HWIs mit Antibiotika behandelt, doch das kann zu resistenten Keimen führen.

Die Studie untersucht, ob Probiotika (also „gute“ Bakterien) und pflanzliche Lebensmittel dabei helfen können, Infektionen vorzubeugen. Dazu zählen z. B. Joghurt, Kefir, Kombucha, Cranberries, Knoblauch oder Bärentraubenblätter. Sie enthalten gesunde Bakterien oder pflanzliche Wirkstoffe, die auf unterschiedliche Weise wirken:

  • Sie stärken das Immunsystem.

  • Sie verhindern, dass sich schädliche Keime an den Harnwegen anheften.

  • Sie fördern eine gesunde Darm- und Scheidenflora.

  • Einige Pflanzen wirken harntreibend, was hilft, Bakterien „auszuspülen“.

 

Beispielsweise können Cranberries verhindern, dass sich E. coli-Bakterien in den Harnwegen festsetzen, und Knoblauch kann antibakteriell gegen Keime wie Candida albicans wirken.

Trotz vieler positiver Hinweise betonen die Autoren allerdings auch: Es gibt noch zu wenig einheitliche Studien zur richtigen Dosis, Dauer und Wirksamkeit. Die Ansätze sind vielversprechend – doch es braucht mehr Forschung, bevor klare Empfehlungen gegeben werden können.

Diese narrativ-systematische Übersichtsarbeit beleuchtet das präventive Potenzial von Probiotika und pflanzenbasierten Lebensmitteln zur Verhinderung von Harnwegsinfektionen (HWI). HWIs gehören weltweit zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, insbesondere bei Frauen. Die bisherige Standardtherapie mit Antibiotika trägt zur Zunahme multiresistenter Erreger bei, was einen dringenden Bedarf an alternativen oder ergänzenden Präventionsstrategien aufzeigt.

Probiotika als präventiver Ansatz

Probiotika sind lebende Mikroorganismen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften, insbesondere durch ihren Einfluss auf die intestinale und vaginale Mikrobiota. Isolierte Probiotika wie Lactobacillus crispatus, L. rhamnosus GG oder Escherichia coli Nissle 1917 zeigen in Studien teils vielversprechende Wirkungen, etwa durch:

  • Produktion antimikrobieller Substanzen (z. B. Bakteriozine, SCFA)

  • Hemmung von Pathogenadhäsion

  • Immunmodulation (z. B. Reduktion proinflammatorischer Zytokine wie IL-6, TNF-α)

 

Fermentierte Lebensmittel wie Kefir, Joghurt, Miso, Sauerkraut, Tempeh, Natto und Kimchi enthalten natürliche probiotische Kulturen und bioaktive Metaboliten mit antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung. Diese Lebensmittel verbessern die Diversität der Darmflora und könnten über den gemeinsamen Schleimhaut-Immunmechanismus auch die urogenitale Gesundheit positiv beeinflussen. Die Kombination verschiedener Bakterienstämme scheint synergistisch zu wirken.

Pflanzliche Lebensmittel und Extrakte

Mehrere pflanzliche Wirkstoffe besitzen nachweislich antimikrobielle und diuretische Eigenschaften:

  • Cranberry (Vaccinium macrocarpon): Enthält Proanthocyanidine, die verhindern, dass sich E. coli an die Harnwegsepithelien anheften. Zusätzliche Wirkmechanismen beinhalten Urinansäuerung durch organische Säuren und bakterienhemmende Polyphenole. Studien zeigen signifikante Risikoreduktionen bei Frauen mit rezidivierenden HWI, allerdings bei hoher Dosierung.

  • Knoblauch (Allium sativum): Allicin und Ajoene wirken antibakteriell und antifungal, insbesondere gegen Candida albicans und E. coli. Studien zeigen entzündungshemmende Wirkungen durch Hemmung von NF-κB und Zytokinsekretion.

  • Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi): Die enthaltene Substanz Arbutin wird zu Hydrochinon metabolisiert, welches bakteriostatisch wirkt. Bärentraube besitzt zudem diuretische und adstringierende Effekte.

  • Wacholderbeeren (Juniperus communis): Die ätherischen Öle, besonders Terpinen-4-ol, fördern die Diurese und zeigen antimikrobielle Aktivität gegen typische HWI-Erreger wie Klebsiella und Proteus.

  • Brennnessel (Urtica dioica): Enthält Flavonoide und phenolische Verbindungen mit diuretischer und entzündungshemmender Wirkung. Die Studienlage ist hier uneinheitlich, doch erste Hinweise auf antimikrobielle Effekte gegen uropathogene Keime liegen vor.

Limitierungen und Forschungsbedarf

Die Autoren betonen deutliche Schwächen in der aktuellen Studienlage: heterogene Studiendesigns, unklare Dosierungen, fehlende Langzeitdaten sowie fehlende multizentrische, randomisierte Studien. Für viele pflanzliche Mittel fehlen standardisierte Extraktformulierungen und Aussagen zur sicheren maximalen Dosierung.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika und pflanzliche Lebensmittel ein hohes Potenzial zur Prävention von HWI besitzen – insbesondere bei rezidivierenden Infektionen und bei Bevölkerungsgruppen mit eingeschränkter Nierenfunktion.

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