Diese Studie untersucht die Wirkung eines standardisierten Withania somnifera-Extrakts (Ashwagandha) auf stressbedingte physiologische und psychologische Parameter bei chronisch gestressten Erwachsenen. In einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie wurden 130 Teilnehmer über 60 Tage entweder mit Ashwagandha (125 mg oder 250 mg täglich) oder einem Placebo behandelt.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion von Stress- und Angstwerten, gemessen mit der modifizierten Hamilton-Angstskala (mHAM-A). Zudem führte die Ashwagandha-Supplementierung zu einer signifikanten Senkung des Cortisolspiegels, C-reaktiven Proteins (CRP) und des Blutdrucks. Gleichzeitig stiegen die Werte von Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEAS), einem Hormon, das mit Stressresistenz in Verbindung gebracht wird.
Fazit: Ashwagandha könnte eine effektive, natürliche Alternative zur Stressbewältigung darstellen. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Einnahme dieses Pflanzenextrakts nicht nur subjektiven Stress reduziert, sondern auch messbare Verbesserungen bei physiologischen Stressmarkern bewirkt.
Hintergrund:
Chronischer Stress ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das mit einer Vielzahl von negativen physiologischen und psychischen Auswirkungen verbunden ist. Er führt zu erhöhten Cortisolwerten, einem gestörten Glukose- und Lipidstoffwechsel, Immunsuppression und einer erhöhten kardiovaskulären Belastung. Traditionell wurde Withania somnifera (Ashwagandha) als Adaptogen verwendet, um die Stressresistenz zu erhöhen und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Diese Studie untersucht die Wirksamkeit eines standardisierten Ashwagandha-Extrakts (WSE) bei der Reduktion stressbedingter Marker in einer klinischen Studie.
Methodik:
- Studienaufbau: Doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie über 60 Tage.
- Teilnehmer: 130 Erwachsene (18–60 Jahre) mit chronischem Stress, definiert durch eine modifizierte Hamilton-Angstskala (mHAM-A) von 24 bis 42.
- Intervention:
-
- Gruppe 1: 125 mg Ashwagandha einmal täglich.
- Gruppe 2: 125 mg Ashwagandha zweimal täglich.
- Gruppe 3: 250 mg Ashwagandha zweimal täglich.
- Kontrollgruppe: Placebo.
- Primäre Endpunkte: Stressbewertung anhand der mHAM-A, Serum-Cortisolspiegel, C-reaktives Protein (CRP), DHEAS, Blutdruck, Pulsrate.
Ergebnisse:
Reduktion von Stress und Angst:
- Die mittleren mHAM-A-Werte sanken in der 125 mg Gruppe um 39,5 % nach 30 Tagen und um 62,2 % nach 60 Tagen.
- Teilnehmer mit 250 mg zweimal täglich zeigten die stärkste Reduktion der Stresssymptome.
- Die Placebo-Gruppe zeigte keine signifikante Veränderung.
Senkung des Cortisol- und CRP-Spiegels:
- Cortisolwerte reduzierten sich in der 125 mg Gruppe um 14,5 %, in der 250 mg Gruppe um 30,5 %.
- CRP-Werte, ein Marker für systemische Entzündungen, reduzierten sich um 31,6 % in der 125 mg Gruppe und um 35,2 % in der 250 mg Gruppe.
Erhöhung von DHEAS:
- DHEAS-Werte, die mit Stressresistenz in Verbindung gebracht werden, stiegen in der 125 mg Gruppe um 13,2 % und in der 250 mg Gruppe um 32,5 %.
Verbesserung von Blutdruck und Pulsrate:
- Systolischer Blutdruck sank um bis zu 3,3 mmHg, diastolischer Blutdruck um bis zu 6,4 mmHg.
- Die Pulsrate reduzierte sich in der höchsten Dosierungsgruppe um 6,6 %.
Zusätzliche metabolische Vorteile:
- Reduktion des LDL-Cholesterins um bis zu 17,4 % in der höchsten Dosierung.
- Erhöhung des HDL-Cholesterins um 17,3 %.
- Senkung des Nüchternblutzuckerspiegels um bis zu 6,1 %.
Sicherheit und Verträglichkeit:
- Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen wurden berichtet.
- Die Supplementierung wurde von allen Teilnehmern gut vertragen.
Diskussion:
Die Studie zeigt, dass Ashwagandha in einer Dosis von 125–250 mg pro Tag signifikante physiologische und psychologische Verbesserungen bei chronisch gestressten Personen bewirken kann. Die stärkste Wirkung wurde bei der höchsten Dosierung beobachtet.
Mögliche Mechanismen für die beobachteten Effekte sind:
- Modulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse): Ashwagandha könnte die Cortisolproduktion regulieren und so die negative Rückkopplung des Stresssystems verbessern.
- Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften: Die Senkung von CRP könnte auf eine Reduktion systemischer Entzündungen hindeuten.
- Neuroprotektive Effekte: Die erhöhte DHEAS-Konzentration könnte einen Schutzmechanismus gegen chronischen Stress darstellen.
- Herz-Kreislauf-Vorteile: Die Senkung von Blutdruck und Cholesterin zeigt, dass Ashwagandha möglicherweise zur Prävention von stressbedingten kardiovaskulären Erkrankungen beitragen könnte.
Schlussfolgerung:
Diese Studie liefert starke Hinweise darauf, dass Ashwagandha eine wirksame und sichere Option zur Reduktion von chronischem Stress und seinen physiologischen Auswirkungen sein kann. Die positiven Effekte auf Cortisol, CRP, DHEAS und Blutdruck deuten darauf hin, dass Ashwagandha nicht nur subjektive Stresssymptome lindert, sondern auch langfristige gesundheitliche Vorteile haben könnte. Zukünftige Studien sollten sich auf Langzeiteffekte und optimale Dosierungsstrategien konzentrieren.