Die akuten Effekte von Rhodiola rosea auf die Ausdauerleistungsfähigkeit

Veröffentlicht am 4. März 2013 | Noreen EE et al.
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Diese Studie untersucht die Auswirkungen einer akuten Dosis von Rhodiola rosea auf die Ausdauerleistungsfähigkeit, das subjektive Belastungsempfinden (RPE), die Stimmung und kognitive Funktionen. In einer randomisierten, doppelblinden Crossover-Studie mit 18 gesunden Teilnehmern erhielten die Probanden entweder 3 mg/kg (Körpergewicht) Rhodiola rosea oder ein Placebo eine Stunde vor einem 6-Meilen-Zeitfahrtest auf einem Fahrradergometer.

Die Ergebnisse zeigen:

  • Schnellere Zeitfahrzeiten: Probanden absolvierten das Zeitfahren nach Rhodiola-Gabe 40 Sekunden schneller (p = 0,037).
  • Geringere subjektive Anstrengung (RPE): Teilnehmer empfanden die Belastung als signifikant niedriger (p = 0,04).
  • Niedrigere Herzfrequenz während des Warm-ups: -4 bpm (p = 0,001) im Vergleich zur Placebo-Gruppe.
  • Kein signifikanter Effekt auf Laktatwerte, Cortisol oder kognitive Leistung.

Fazit: Eine akute Dosis Rhodiola rosea kann die subjektive Belastungswahrnehmung reduzieren und die Ausdauerleistung verbessern. Langzeiteffekte oder Vorteile für Eliteathleten müssen jedoch weiter untersucht werden.

Hintergrund:

Rhodiola rosea wird traditionell zur Verbesserung von körperlicher und mentaler Belastbarkeit eingesetzt. Tierstudien zeigen, dass es antioxidative, entzündungshemmende und leistungssteigernde Effekte haben kann. Während frühere Studien eine mögliche Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit nahelegen, sind die Ergebnisse beim Menschen inkonsistent. Einige Studien zeigen eine gesteigerte Zeit bis zur Erschöpfung, während andere keine signifikanten Effekte finden. Diese Studie untersucht daher, ob eine einmalige Einnahme von Rhodiola rosea die Ausdauerleistung, das subjektive Belastungsempfinden, die kognitive Funktion und die Stressreaktion beeinflusst.

Methodik:

  • Design: Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Crossover-Studie.
  • Teilnehmer: 18 gesunde, trainierte Freizeitsportler (Durchschnittsalter 22 ± 3,3 Jahre).
  • Intervention:
    • Rhodiola rosea: 3 mg/kg Körpergewicht, standardisiert auf 3 % Rosavin und 1 % Salidrosid.
    • Placebo: Maltodextrin-Kapsel.
    • Beide Substanzen wurden eine Stunde vor dem Test eingenommen.
  • Durchführung:
    • 10-minütiges Warm-up.
    • 6-Meilen-Zeitfahren auf einem Fahrradergometer mit variabler Steigung.
    • Erhebung von Herzfrequenz, subjektivem Belastungsempfinden (Rating of Perceived Exertion, RPE), Blutlaktat und Speichelproben (Cortisol & Alpha-Amylase).
    • Stroop-Farbtest & Stimmungsfragebogen vor und nach dem Test.
    • Statistische Analyse: Vergleiche zwischen Placebo- und Rhodiola-Gruppe mit t-Tests und ANOVA

Ergebnisse:

Bessere Ausdauerleistung nach Rhodiola-Gabe:

  • Die Teilnehmer absolvierten das Zeitfahren signifikant schneller (p = 0,037).
  • Durchschnittlich 40 Sekunden kürzere Zeit im Vergleich zur Placebo-Gruppe.

Reduzierte subjektive Belastung (RPE):

  • Teilnehmer empfanden die Belastung als signifikant geringer (p = 0,04).
  • Dieser Effekt war noch ausgeprägter, wenn das RPE relativ zur geleisteten Arbeit (Watt) betrachtet wurde (p = 0,007).

Herzfrequenz-Senkung während des Warm-ups:

  • Durchschnittlich 4 Schläge pro Minute niedriger (p = 0,001).
  • Während des Zeitfahrens keine signifikante Veränderung der Herzfrequenz.

Keine signifikanten Effekte auf Cortisol, Alpha-Amylase oder Laktat:

  • Die Laktatwerte nach dem Belastungstest waren in beiden Gruppen identisch.
  • Kein signifikanter Unterschied in der Stressreaktion (Cortisol & Alpha-Amylase).

Kein Effekt auf kognitive Leistung (Stroop-Test) oder Stimmung:

Keine Verbesserung der kognitiven Reaktionszeit oder Stimmung nach Rhodiola-Gabe

Diskussion:

Die Ergebnisse legen nahe, dass Rhodiola rosea die subjektive Belastungswahrnehmung reduziert und die Ausdauerleistung verbessert, vermutlich durch eine bessere mentale Resilienz und zentrale Ermüdungsreduktion.

Mögliche Mechanismen:

  • Senkung der sympathischen Aktivierung: Niedrigere Herzfrequenz während des Warm-ups.
  • Beeinflussung der Monoamin-Neurotransmitter (z. B. Dopamin & Serotonin), was die Wahrnehmung der Anstrengung verringern könnte.
  • Potenzielle opioiderge Effekte: Frühere Studien zeigen, dass Rhodiola endogene Opioide erhöhen könnte, was die Schmerz- und Belastungstoleranz steigern könnte.

Warum sind nicht alle Studien konsistent?

  • Akute vs. Langzeit-Supplementierung: Während akute Einnahmen von Rhodiola positive Effekte zeigen, verliert es bei Langzeiteinnahme möglicherweise seine Wirkung.

Individuelle Unterschiede: Möglicherweise reagieren einige Personen stärker auf Rhodiola als andere

Schlussfolgerung:

Eine einmalige Dosis von Rhodiola rosea kann die subjektive Belastung verringern und die Ausdauerleistung steigern. Es gibt jedoch keine Hinweise auf eine Veränderung der kognitiven Funktion oder Stressmarker.

Praktische Anwendung:

  • Rhodiola könnte für Freizeitsportler und Athleten von Interesse sein, die ihre Ausdauerleistung verbessern möchten.
  • Aufgrund fehlender Langzeiteffekte könnte eine gelegentliche Anwendung (z. B. vor Wettkämpfen) sinnvoller sein als eine dauerhafte Einnahme.
  • Die optimale Dosierung und Langzeitwirkungen sollten in zukünftigen Studien weiter untersucht werden.

 

 

 

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