Diese aktuelle Übersichtsarbeit analysiert die zentrale Bedeutung von Magnesium für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Neue Erkenntnisse zeigen, dass selbst milde bis moderate Magnesiumdefizite, die oft symptomlos bleiben, das Risiko für Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienzerhöhen können.
Magnesiummangel wirkt über mehrere Mechanismen:
- Erhöht Entzündungs- und oxidativen Stress,
- Stört den Fettstoffwechsel,
- Beeinträchtigt die Funktion der Blutgefäße (Endothel),
- Verändert den Elektrolythaushalt (v. a. Calcium, Kalium).
Die Auswertung zahlreicher Studien zeigt:
- Magnesiumreiche Ernährung oder Supplementierung senkt den Blutdruck,
- reduziert CRP-Werte (Entzündungsmarker),
- verbessert die Endothelfunktion
- und verringert das Risiko für kardiovaskuläre Mortalität.
Trotz der Bedeutung von Magnesium liegt die Aufnahme bei rund der Hälfte der Bevölkerung unterhalb der empfohlenen Zufuhrmenge, besonders bei übergewichtigen Personen, älteren Menschen und bei ballaststoffarmer Ernährung.
Fazit: Magnesium ist ein essenzieller, oft unterschätzter Nährstoff zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine ausreichende Magnesiumversorgung sollte im Rahmen der Gesundheitsprävention stärker berücksichtigt werden.
Hintergrund
Magnesium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, der an über 600 enzymatischen Prozessen beteiligt ist. Lange galt ein ernährungsbedingter Magnesiummangel als selten. Neue Erkenntnisse belegen jedoch, dass eine sogenannte chronische latente Magnesiumunterversorgung, bei der die Serumwerte noch im Normbereich liegen, weit verbreitet ist und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erheblich erhöht.
Evidenzlage
Zahlreiche epidemiologische Studien, klinische Studien und Meta-Analysen zeigen einen umgekehrt proportionalen Zusammenhang zwischen Magnesiumaufnahme bzw. -status und dem Risiko für:
- Bluthochdruck,
- Arterienverkalkung (Koronare Herzkrankheit),
- Schlaganfall,
- Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern),
- Herzinsuffizienz
- und kardiovaskuläre Mortalität.
Bereits eine tägliche Magnesiumaufnahme von ≥400 mg über mindestens 12 Wochen kann laut Meta-Analysen Blutdruck und Entzündungswerte senken.
Wirkmechanismen
1. Entzündungshemmung
- Magnesiummangel fördert die Ausschüttung entzündlicher Zytokine (z. B. TNF-α, IL-6)
- Erhöht den CRP-Wert – ein bekannter Marker für Herz-Kreislauf-Risiken
2. Reduktion oxidativen Stresses
- Geringe Magnesiumwerte beeinträchtigen die Funktion von Mitochondrien, fördern freie Radikale und reduzieren antioxidative Enzyme
3. Fettstoffwechsel
- Mangel führt zu erhöhten Triglyzeriden und gestörter Cholesterinverteilung
- Beeinträchtigt Lipoproteinprofile (z. B. LDL↑, HDL↓)
4. Endotheliale Dysfunktion
- Magnesiummangel aktiviert die iNOS, fördert NO-Überschuss und oxidative Schäden
- Verschlechtert die Gefäßelastizität und fördert Plaquebildung
5. Elektrolytverschiebungen und Herzrhythmus
- Magnesium wirkt wie ein natürlicher Calciumkanalblocker
- Bei Mangel: erhöhter Kalziumeinstrom → Vasokonstriktion → Bluthochdruck
- Hypokaliämie und -kalzämie ohne erkennbare Ursachen deuten oft auf Magnesiummangel hin
Ernährungsrelevanz und Mangelverbreitung
- Die besten Magnesiumquellen: Grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen
- NHANES-Daten zeigen:
- >50 % der Frauen und 25 % der Männer in den USA konsumieren weniger als die empfohlene Tagesmenge
- Die Situation verschärft sich bei Übergewicht, chronischem Stress, Medikamenteneinnahme (z. B. Diuretika, PPI)
Empfohlene Zufuhrmengen
Die offizielle RDA liegt bei:
- 310–320 mg/Tag für Frauen,
- 400–420 mg/Tag für Männer
Für übergewichtige Menschen oder bei Stressbelastung könnten höhere Werte von 400–500 mg/Tag notwendig sein
Schlussfolgerung
Magnesiummangel ist eine verbreitete, aber leicht vermeidbare Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seine Wirkung entfaltet sich multifaktoriell, von der Gefäßfunktion bis zum Stoffwechsel.
Praktische Relevanz:
Eine magnesiumreiche Ernährung oder Supplementierung (z. B. bei Risikopatienten) sollte ein fester Bestandteil von Präventionsstrategien gegen Bluthochdruck, Atherosklerose und Herzinfarkt sein.
Zukunft:
Gezielte klinische Studien sind nötig, um individuelle Magnesiumbedarfe differenzierter zu definieren, insbesondere in Bezug auf Körpergewicht, Lebensstil, Stressbelastung und Begleiterkrankungen.