Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der Magnesiumaufnahme über die Nahrung und der Gehirnstruktur, insbesondere der Größe des Gehirnvolumens und dem Auftreten von weißen Substanzläsionen (White Matter Lesions, WML). Die Analyse basiert auf Daten von 6.001 Erwachsenen im Alter von 40 bis 73 Jahren aus der britischen UK Biobank.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine höhere Magnesiumzufuhr mit einer besseren Gehirngesundheit assoziiert ist: Personen mit einer höheren Magnesiumaufnahme hatten größere Mengen an grauer und weißer Substanz sowie größere Hippocampus-Volumina. Gleichzeitig waren weniger weiße Substanzläsionen vorhanden, die als Risikofaktor für Demenz gelten. Besonders bei Frauen war der positive Effekt stärker ausgeprägt, insbesondere bei postmenopausalen Frauen.
Interessanterweise zeigte sich, dass nicht nur die absolute Magnesiumaufnahme relevant ist, sondern auch die langfristigen Veränderungen der Magnesiumzufuhr. Personen, die dauerhaft hohe Magnesiumwerte hatten, wiesen größere Gehirnvolumina auf als solche mit schwankendem oder niedriger werdendem Magnesiumkonsum. Der erwartete blutdrucksenkende Effekt von Magnesium konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.
Fazit: Eine magnesiumreiche Ernährung könnte zur Erhaltung der Gehirngesundheit beitragen und das Demenzrisiko senken. Besonders Frauen könnten von einer höheren Magnesiumzufuhr profitieren. Weitere Studien sind erforderlich, um die genauen Mechanismen und langfristigen Effekte zu klären.
Hintergrund:
Die weltweite Prävalenz von Demenz wird in den kommenden Jahrzehnten dramatisch ansteigen. Da es bisher keine heilende Therapie gibt, liegt der Fokus auf präventiven Maßnahmen. Ernährung ist ein modifizierbarer Risikofaktor, der das Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen beeinflussen könnte. Besonders Magnesium ist für zahlreiche physiologische Prozesse im Gehirn relevant, darunter die Reduktion von oxidativem Stress, die Regulierung der Neurotransmitter und die Förderung der Synapsenfunktion. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass eine höhere Magnesiumaufnahme mit einer besseren kognitiven Leistung und einem geringeren Demenzrisiko verbunden sein könnte. Der genaue Zeitpunkt, ab dem sich dieser Effekt zeigt, ist jedoch unklar.
Ziele der Studie:
Diese Studie untersucht:
- Den Zusammenhang zwischen Magnesiumzufuhr und Gehirnvolumen.
- Die Auswirkungen von Magnesium auf weiße Substanzläsionen.
- Die möglichen geschlechtsspezifischen Unterschiede dieser Effekte.
- Den Einfluss von Magnesium auf den Blutdruck als möglichen Mediator für neuroprotektive Effekte.
Methodik:
- Studienpopulation: 6.001 Erwachsene (40–73 Jahre) aus der UK Biobank.
- Erhebung der Magnesiumzufuhr: Online-Ernährungsfragebogen (24-Stunden-Recall).
- Bildgebung: Magnetresonanztomographie (MRT) zur Messung von Gehirnvolumina und weißen Substanzläsionen.
- Blutdruckmessung: Durchschnitt aus zwei Messungen pro Person.
- Datenanalyse: Hierarchische lineare Modelle zur Untersuchung von Magnesiumaufnahme, Gehirnstruktur und Blutdruck.
Ergebnisse:
Höhere Magnesiumzufuhr ist mit größerem Gehirnvolumen assoziiert:
- Jede Erhöhung der Magnesiumzufuhr um 100 mg/Tag war mit einer Vergrößerung der grauen Substanz (+0,001 %), des linken Hippocampus (+0,0013 %) und des rechten Hippocampus (+0,0023 %) verbunden.
- Der Effekt war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.
Weniger weiße Substanzläsionen bei hoher Magnesiumaufnahme:
- Personen mit einer hohen Magnesiumzufuhr hatten signifikant weniger WMLs als Personen mit niedriger Magnesiumzufuhr.
- Dies ist besonders relevant, da WMLs als Vorstufe für Demenz und kognitive Beeinträchtigungen gelten.
Geschlechtsspezifische Unterschiede:
- Frauen profitierten stärker von einer hohen Magnesiumaufnahme als Männer.
- Besonders postmenopausale Frauen hatten bei hoher Magnesiumzufuhr größere Gehirnvolumina und weniger WMLs.
- Frauen mit einer „abnehmenden“ Magnesiumaufnahme wiesen jedoch eine stärkere Schrumpfung der Gehirnstrukturen auf als Männer mit einer vergleichbaren Aufnahme.
Langfristige Magnesiumaufnahme ist entscheidend:
- Personen mit über Jahre hinweg stabil hoher Magnesiumaufnahme hatten die größten Gehirnvolumina.
- Eine niedrige, aber zunehmende Magnesiumaufnahme war mit kleineren Gehirnvolumina und mehr WMLs verbunden.
Kein signifikanter Zusammenhang zwischen Magnesium und Blutdruck:
- Magnesium wurde nicht signifikant mit einer Senkung des Blutdrucks in Verbindung gebracht.
- Dies deutet darauf hin, dass die neuroprotektiven Effekte nicht über eine Blutdrucksenkung vermittelt werden.
Diskussion:
Die Studie liefert starke Hinweise darauf, dass eine hohe Magnesiumaufnahme die Gehirnalterung verlangsamen könnte. Besonders bemerkenswert ist der deutliche Geschlechterunterschied: Frauen, insbesondere postmenopausale, profitierten überproportional von einer hohen Magnesiumaufnahme. Dies könnte mit hormonellen Veränderungen zusammenhängen, da Magnesium auch an der Östrogenregulation beteiligt ist.
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist, dass langfristige Magnesiumaufnahmemuster wichtiger sind als kurzfristige Änderungen. Eine über Jahre hinweg stabile Magnesiumaufnahme war mit den besten Ergebnissen in Bezug auf Gehirnvolumen und WMLs verbunden.
Ein unerwartetes Ergebnis war, dass Magnesium nicht mit einer Blutdrucksenkung korrelierte. Obwohl viele Studien Magnesium als blutdrucksenkend einstufen, könnte dies für neuroprotektive Effekte eine untergeordnete Rolle spielen. Stattdessen könnten entzündungshemmende Eigenschaften oder eine Verbesserung der synaptischen Plastizität die entscheidenden Mechanismen sein.
Schlussfolgerung:
Eine hohe Magnesiumaufnahme ist mit einer besseren Gehirngesundheit, insbesondere mit größeren Gehirnvolumina und weniger weißen Substanzläsionen, verbunden. Frauen scheinen stärker von diesen Effekten zu profitieren, was mögliche hormonelle Einflüsse nahelegt.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer magnesiumreichen Ernährung für die Prävention altersbedingter Gehirnerkrankungen. Weitere Langzeitstudien sind notwendig, um die optimalen Magnesiumwerte und die biologischen Mechanismen hinter diesen Effekten genauer zu bestimmen.